Imke Duplitzer DM-Zweite in Solingen
Da ist sie wieder, die Lust am Degenfechten. Rechtzeitig hat Imke Duplitzer jene Lust an „ihrem“ Sport wieder entdeckt. Mit ihrem zweiten Platz bei den Deutschen Meisterschaften in Solingen hat sie zudem klare Signale gesetzt.
Groß war der Frust nach dem vorzeitigen Aus bei den Europameisterschaften in Strasbourg vor wenigen Tagen. Der guten Vorrunde folgte wider Erwarten eine deutliche Niederlage in der Runde der letzten 64 gegen die Weltranglisten-Siebte, Rossella Fiamingo aus Italien.
„Ich habe anschließend schon ein wenig an mir gezweifelt, brauchte Zeit, um diese Niederlage zu verdauen“, meint Imke Duplitzer am vergangenen Wochenende. „Da war schon Frust in mir. Ich wusste, dass ich mehr kann. Irgendwie konnte ich das auf der Planche einfach nicht umsetzen. Das war mehr als ärgerlich“, fügt sie hinzu.
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Anschließend tauchte sie erst ein Mal ab, versuchte, jene Niederlage zu verarbeiten. Beste Ablenkung boten der Psychologie-Studentin wohl auch die nach Strasbourg anstehenden Uni- Vorlesungen.
Einige Zweifel waren wohl auch noch vor ihrem Start bei den Deutschen Meisterschaften in Solingen vorhanden. Doch die verschwanden spätestens mit dem ersten Gefecht am Samstagvormittag.
Mit dem klaren Sieg im Auftaktkampf gegen die Osnabrückerin Catherina Schwab (15:6) war die Sicherheit wieder zurück. Von da an trieb sie jener fast einzigartige, aber sportlich gesunde, Ehrgeiz. Yvonne Valz vom benachbarten FC Leipzig musste sich mit 9:15 geschlagen geben, Lokalmatadorin Annika Seher verlor im Achtelfinale gegen die zweimalige Einzeleuropameisterin mit 8:15. Viertelfinalgegnerin Nadine Stahlberg blieb ebenfalls ohne echte Chance, unterlag gegen Imke Duplitzer 7:15. Damit war der insgeheim angestrebte Podestplatz erreicht.
Auf jenen hat die gebürtige Karlsruherin schon längst einen Abonnent. 15 Mal holte sie in ihrer Karriere eine Medaille bei Deutschen Meisterschaften, acht Mal davon durfte sie einen Einzeltitel feiern.
Auch die Heidelbergerin Maria Hugas Mallorqui forderte die TSG-Fechterin im Halbfinale, doch auch sie konnte Imke Duplitzer nicht bezwingen. 15:11 endete jener Kampf zugunsten der Hallenserin.

Die Medaillengewinnerinnen in Solingen: Imke Duplitzer, Beate Christmann, Marijana Markovic (Leverkusen), Nadine Stahlberg (Offenbach)
Im abschließenden Finale bewies sie nicht nur ihre fechterischen Fähigkeiten gegen die Tauberbischofsheimerin Beate Christmann, beide entpuppten sich als wahre Entertainer in der Klingenstadt. Nach einem passiven ersten Drittel und einem „noch“ verhaltenen Publikum animierten sie mit spektakulären Aktionen die rund 250 anwesenden Zuschauer zu tosendem Applaus. Duplitzer forderte diesen förmlich für beide. Und sie bekamen ihn. Im Gegenzug lieferten sie dem Publikum dann einen bis zum Schluss spannenden Finalkampf. Das den Beate Christmann, beide kennen sich von vielen Turnieren, gemeinsamen Reisen mit der Nationalmannschaft und unzähligen Trainingseinheiten, am Ende mit 15:13 zu ihren Gunsten entschied, ärgerte die Grand-Dame des Degenfechtens nur kurz. Bereits bei der Siegerehrung hatte sie ein Lächeln auf den Lippen.
„Naja, ich habe zwei Mal daneben gestoßen und Beate eben getroffen“, kommentiert sie ihre Finalniederlage. „Aber viel wichtiger ist, dass sie Sicherheit, der Spaß, wieder da ist. Ich habe heute schnell gemerkt, es geht“, erklärt sie später erleichtert.
„Mein Coach hat genau hingeschaut, woran wir nun noch arbeiten müssen“, blickt Imke Duplitzer bereits nach vorn, die WM fest im Blick. Angesichts jenes zweiten Platzes in Solingen dürften auch beim Bundestrainer keine Zweifel hinsichtlich der bevorstehenden Nominierung aufgekommen sein.
In den nächsten Tagen wird der Stresspegel für die hallesche Degenspezialistin nochmals ansteigen. Neben der unmittelbaren WM-Vorbereitung mit zwei Lehrgängen stehen Anfang Juni Psychologieprüfungen an. „Das kriege ich hin“, meint sie selbstbewusst vor ihrer Abreise.
Und noch eines hat dieser zweite Platz zur Folge. Die 38-jährige schließt die Saison in Deutschland, wie auch im Vorjahr, als Erste in der Deutschen Rangliste ab. Die WM-Nominierung vorausgesetzt, wird sie alles dafür tun, um auch in der Weltrangliste ihre Position zu verbessern.
Eines wollten wir natürlich nicht vergessen. Auch die anderen halleschen Vertreter/innen gaben in Solingen eine gute Figur ab. TSG-Fechter Bernd Stöhr punktete sich mit Rang 26 im Gesamtklassement in die Deutsche Rangliste, Beate Schenkel vom benachbarten SV Halle verpasste knapp den Einzug in den Direktausscheid.